Ich gebe es zu: Ich unterhalte mich sehr gerne mit Frieda. Warum auch nicht, werden Sie jetzt denken. Was ist daran besonderes? Sie haben sicherlich auch Menschen, mit denen Sie sich gerne unterhalten. Ja, ich auch. Ich rede aber gerade von meinem Hund. Denn Frieda ist eine Dackeldame, die sich mit viel Selbstbewusstsein und ihrem eigenwilligen Charme ihren Platz in unserer Familie erobert hat.

Frieda

Frieda

Frieda sorgt dafür, dass wir genügend Auslauf und Frischluft bekommen und trägt dazu bei, dass unser emotionaler Zustand immer wieder ins Lot kommt. Wie sie das macht? Vor allem, indem sie uns aufmerksam zuhört. Manchmal möchten wir einfach mal über Dinge reden, die uns im Kopf herumspuken und keine Ruhe geben wollen. Diese Gedanken in Worte zu fassen und sie laut auszusprechen, sorgt meistens schon für Klarheit.

Doch was macht nun einen guten – empathischen – Zuhörer wirklich aus? Marshall Rosenberg, der die Gewaltfreie Kommunikation begründet hat, versteht unter Empathie „den Verstand leer machen und mit dem ganzen Wesen zuhören“.

Bei unserem Hund sind mir viele Merkmale aufgefallen, die auch uns Menschen zu besseren Zuhörern machen.

Frieda ist voll da
Wenn wir unserem Gesprächspartner empathisch zuhören, lassen wir uns auf die Situation ein. Wir sind völlig präsent, nicht nur anwesend. Unsere volle Aufmerksamkeit gilt dem Gegenüber. Es bleibt kein Raum, um sich gleichzeitig noch mit anderen Dingen zu beschäftigen.

Frieda hört mit Augen und Ohren
… alle Sinne sind geschärft, wenn wir intensiv Zuhören. Dann konzentrieren wir uns nicht nur auf das gesprochene Wort. Vielmehr achten wir auch auf nonverbale Merkmale wie Mimik, Gestik, Stimmlage und Körperhaltung. So bekommen wir einen ganzheitlichen Eindruck von dem, was unseren Gesprächspartner gerade beschäftigt.

Frieda be(wertet) nicht
Wie oft hören wir zwar zu, bewerten aber gleich. Das ist ganz menschlich, denn wir gleichen automatisch das, was wir hören mit unserem Wertesystem, eigenen Erfahrungen und Standpunkten ab. Aber es hindert uns am empathischen Zuhören, wo es einfach nur darum geht, sensibel die Gefühlslage des Gesprächspartners zu erspüren, um uns in seine Lage einfühlen zu können.

Frieda gibt keine Ratschläge/stellt keine Diagnosen
Bei Empathie geht es darum, dem anderen respektvoll und mit Verständnis zu begegnen. Empathie geben heißt nicht „etwas tun“ sondern „da sein“. Für jemanden, der vielleicht einfach nur mal gehört werden will und Verständnis sucht, können selbst wohlgemeinte Ratschläge sehr frustrierend sein (das kennen wir doch aus eigener Erfahrung!). Deshalb sollten wir uns immer vorher vergewissern, ob unser Rat oder Feedback wirklich gefragt ist.

Frieda signalisiert, wenn sie keine Lust hat
Ein wirklich guter Zuhörer zu sein, heißt auch, dass man bereit dazu ist, sich auf den anderen einzulassen. Verspürt man eine Unlust, ist gerade hektisch oder selbst kopfmäßig mit anderen Dingen beschäftigt ist, dann ist es besser ehrlich zu sein und das dem Gegenüber zu signalisieren. – Auf gute Weise, versteht sich! Und auch hier ist Frieda ein perfektes Vorbild: Denn sie ist nicht patzig, sondern zeigt klar aber freundlich, wenn sie gerade nicht will.